Laut UNICEF stirbt in Afrika mittlerweile alle 30 Sekunden ein Kind an den Folgen einer Malariainfektion. Der vielfach preisgekrönte österreichische Dokumentarfilm „Das Fieber“ von Katharina Weingartner – zu sehen am Sonntag, dem 26. Februar, im „dokFilm“ um 23.05 Uhr in ORF 2 – geht der Frage nach, ob die Ausbreitung nicht mit der leicht zugänglichen und kostengünstigen Heilpflanze Artemisia in den Griff zu bekommen wäre. Das Kraut soll über alle Eigenschaften verfügen, die entsprechenden Erregerstoffe aus dem menschlichen Körper zu spülen. Die Filmemacherin vertritt die These, dass der Grund, warum Artemisia kaum zum Einsatz kommt, angeblich politisches Lobbying westlicher Pharmakonzerne sei. Sie interpretiert den Kampf gegen Malaria in Ostafrika als Fallstudie kolonialer Unterwerfung, Profitstrebens und mutiger Selbstbestimmung.
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Aus Angst um den Absatz ihrer Malariamedikamente sollen westliche Pharmakonzerne Druck auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausüben, das Heilkraut Artemisia zu verbieten. Die Organisation scheint sich zu beugen und an einer regionalen Lösung wenig interessiert zu sein. Viele afrikanische Länder trauen sich angeblich auch nicht, sich der WHO zu widersetzen, weshalb Artemisia nicht verbreitet werden und zum Einsatz kommen kann. Ein Großteil der am schlimmsten betroffenen Bevölkerung kann sich die Medikamente der Pharmariesen aber kaum oder gar nicht leisten. Schlimmer noch: Der Erreger wird zusehends resistent gegen die gängigsten Präparate, auch wenn Unsummen in dessen wissenschaftliche Erforschung gesteckt werden. Schon ein Medikament, mit dem man die Brutstätten der Malariaträger sauber halten könnte, würde Abhilfe schaffen. Bislang ist es auch hier offensichtlich nicht gestattet, dafür lokale Produktionsstätten im Land zu errichten.
„Mit ihrer Position dürfte die Regisseurin deshalb heftige Diskussionen auslösen“, urteilte ein Kritiker zum Kinostart. Und weiter: „Der Film ist unübersehbar von Zorn über Missstände geprägt und argumentiert einseitig. Er stellt fast ausschließlich selbstbewusste Afrikanerinnen und Afrikaner in den Vordergrund. Damit will er die gängigen Sehgewohnheiten im globalen Norden durchbrechen und vermeiden, die Malaria-Kranken in Afrika zu Opfern zu stilisieren.“ Denn „Das Fieber“ widersetzt sich diesem ewigen Blick auf das afrikanische „Leid“. Szenen an Malaria erkrankter Menschen sind rar. Zu Wort kommen ein Insektenforscher, eine Heilpraktikerin und ein Pharmakologe: Sie legen im Film ihre Überzeugung dar, wie dringend es wäre, das Malariaproblem selbst in die Hand nehmen und über die Malariamedikation bestimmen zu dürfen.
Der Filmkritiker Bert Rebhandl schreibt über den Film: „Katharina Weingartner schildert diese Zusammenhänge strikt aus der Perspektive der lokalen Bevölkerung. Obwohl sie selbst aus Europa stammt, und ihr Film eine Koproduktion dreier deutschsprachiger Länder ist, gelingt es ihr, vollkommen auf die geläufigen Muster zu verzichten: Sie gehört nicht zu dem großen Feld westlicher ,Expertise‘, für die Afrika ein Fall ist, der mit Hilfe der Rationalitäten, Technologien und Strategien ,behandelt‘ werden soll, in denen sich die kolonialen Machtverhältnisse von früher wiederholen und bestätigen.“
„dokFilm“-Premiere „Das Fieber“ am 26. Februar: Katharina Weingartners politischer Thriller über den Kampf gegen Malaria – um 23.05 Uhr in ORF 2.