Von den Anden bis zum Atlantik, vom Regenwald bis Feuerland – Argentiniens Naturräume sind ebenso vielfältig wie mächtig. Die Iguazú-Wasserfälle, der Perito-Moreno-Gletscher, die Wüstensteppen Patagoniens, die Iberá-Sümpfe oder der fast 7.000 Meter hohe Aconcagua sind landschaftlich herausragend, voller Kontraste und stellen ihre tierischen Bewohner vor große Herausforderungen. Bildgewaltig taucht der neue „Universum“-Dreiteiler „Wildes Argentinien“ Christian Baumeister und Moritz Mayerle (ORF Bearbeitung: Wolfgang Stickler) in die Welt von Pumas und Guanakos, Gürteltieren, Nasenbären, Brüllaffen und Anakondas ein und porträtiert darüber hinaus noch viele andere für die Region typische Arten.
Der erste Teil mit dem Titel „Gefährliche Küste“ führt am Dienstag, dem 27. Juni, um 20.15 Uhr in ORF 2 an die Ufer des Atlantiks, wo vor allem für Jungtiere der Start ins Leben ganz schön rau ausfallen kann. Teil 2 und 3 folgen am Dienstag, dem 4. bzw. 11. Juli, um 20.15 Uhr in ORF 2.
Die Geburt an der Grenze zwischen Land und Meer bereitet Tieren alles andere als eine unbeschwerte Kindheit. Hier aufzuwachsen bedeutet eine doppelte Gefahr, denn die Beutejäger kommen zu Lande und zu Wasser. Und gelegentlich auch aus der Luft: Vor der Halbinsel Valdés entdeckten Dominikanermöwen den feinen Geschmack von Wal-Kalbfleisch. Sie landen auf Glattwal-Babys, wenn diese zum Luftholen auftauchen und reißen sich kleine Happen aus deren Rücken. Eine Verhaltensweise, die sich die Vögel erst vor rund 30 Jahren angeeignet haben, die aber mittlerweile zu einer echten Plage für die Ozeanriesen geworden ist.
Jugendlichen Magellan-Pinguinen kann die Langeweile zum Verhängnis werden. Es dauert manchmal Tage, bis ihre Eltern mit Nahrung für sie zurückkehren, da sie meist viele Kilometer vom Brutplatz entfernt im offenen Meer jagen müssen. Die unerfahrenen Küken begeben sich in der Zwischenzeit auf Entdeckungsreise an den Strand und geraten in so manche Situation, die ihnen zum Verhängnis wird.
Für Seelöwenbabys werden sogar die eigenen Väter zum Risiko – vor allem dann, wenn diese im Rausch der Brunftkämpfe völlig auf ihre Umgebung vergessen. So manch zartes Geschöpf bekommt in der Hitze des Gefechtes das Gewicht eines 500 Kilogramm schweren Bullen zu spüren. Auch vor Orcas müssen sie sich in Acht nehmen. Die Meeressäuger haben eine spezielle Jagdtechnik entwickelt, die nur vor der Küste Argentiniens zu beobachten ist: Sie schnellen aus dem Wasser und schnappen sich die jungen Robben, die in der Brandung spielen.
Ausgedehnte Unterwasserwälder aus Riesentang sind Kinderstube für zahlreiche Arten. Die 40 Meter hohen Braunalgen schaffen einen äußerst produktiven Lebensraum, der Schutz und Nahrung im Überfluss bietet. Bizarre Wesen bevölkern dieses spezielle Habitat: Fluoreszierende Quallen, Springkrebse, Seespinnen und Riesenkraken gehen hier auf Jagd.
Für Jungtiere, die an der „gefährlichen Küste“ Argentiniens heranwachsen, gilt es, viele Lektionen zu lernen. Der Film von Christian Baumeister und Moritz Mayerle zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie sich die Kleinen in dieser Schule für Leben und Überleben, in der es selten eine zweite Chance gibt, behaupten müssen.