„Terra Mater“ am Mi., 15.11., ab 20:15 Uhr bei ServusTV Österreich.
Das Alpenglühen – das Farbenspiel der Gipfel im Morgenlicht – hat heute eine unromantische Zweit-Bedeutung: Auch in den Alpen wird es durch die Klimaerwärmung immer heißer, mit bereits dramatischen Folgen. Dass der Klimawandel so rasch und massiv eintritt, überrascht sogar die Forscher.
Am 12. Juli 2023 kam es in der Tiroler Gemeinde Galtür zu einem massiven Felssturz. Oberhalb der Jamtalhütte brach ein Großteil des Fluchthorngipfels ab, zehntausende Tonnen Fels stürzten in die Hochebene, wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Ursache war der auftauende Permafrost. Das graue Eis sitzt tief im Gestein und war bisher gewissermaßen der Klebstoff der Steilwände. Bisher, denn heikle Felsregionen in den Alpen werden mittlerweile mit Drohnen überwacht. Kameras registrieren jede verdächtige Veränderung im Gestein, immer öfter heißt es dann „wegen Steinschlaggefahr gesperrt“. Den Klimawandel haben Wissenschaftler schon vor Jahrzehnten vorhergesagt, dass er aber in den Alpen so rasch und massiv daherkommt, überrascht auch die Forscher.
Noch schnellere Erderwärmung im Alpenraum
Am Sonnblick, in 3.000 Metern Höhe, wurde im August 2023 eine Rekordtemperatur von fast 15 Grad gemessen. Im Alpenraum wird es schneller wärmer als anderswo in Europa. Nicht nur die Gletscher, auch das Eis in den Höhlen der Alpen schmilz dahin.
Der Klimawandel macht Mensch und Tier zu schaffen. Murmeltiere etwa vertragen Wärme schlecht und wandern immer weiter nach oben. Dort ist bald Endstation, denn in hochalpinen Lagen ist die Humusschicht zu dünn, um Höhlen zu graben. Auch Gämsen bekommen mit steigenden Temperaturen neue Gegner: Parasiten wie der rote Magenwurm, der als wärmeliebend gilt, befällt neuerdings Tiere bis in 2.500 Metern Höhe. Durch Blutverlust werden befallene Gämsen immer schwächer und verenden schließlich.
Noch dramatischer geht es in den Wäldern zu. Durch die zunehmend trockenen Sommer verbreiten sich Borkenkäfer explosionsartig und in immer höheren Lagen, sie attackieren auch gesunde Bäume, vor allem Fichten, die ohnehin schon unter Hitzestress leiden. Bei alpinen Schutzwäldern kann das katastrophale Auswirkungen haben. Weitsichtige Forstwirte bepflanzen daher Wälder unter 1.500 Meter zunehmend mit resistenten Arten wie Lärchen und Eichen.
Geschlossene Schilifte trotz Schneekanonen
Auch Tourismus-Manager reagieren auf den Klimawandel. 2023 wurden die Schilifte am Dachstein für immer geschlossen und abgebaut. Andernfalls hätte man wegen des wegschmelzenden Gletschers immer wieder wackelige Liftstützen versetzen und hervortretende Felsen auf der Piste wegsprengen müssen. Jenseits der Gletscher, unter 1.500 Meter, wird es Experten zufolge in nicht allzu ferner Zukunft keinen Schilauf mehr geben – trotz Schneekanonen.
Glücklicherweise sind die Alpenbewohner hart im Nehmen: Sie sichern nicht nur die Gipfelregionen und pflanzen neue Wälder, mit Rabatten und Elektrofahrzeugen vor Ort wollen sie in Zukunft Millionen von Touristen mit der Bahn anreisen lassen und bieten vor Ort Elektrofahrzeuge an. Die Universität Innsbruck bringt seit Jahren Schüler auf den Gaisberg-Gletscher im Ötztal, zeigt ihnen, wie schnell das Eis verschwindet und hilft ihnen dabei, über eine saubere Zukunft nachzudenken.