„dokFilm: Weites Land – Steiermark“: Neue Ausgabe der Porträtreihe als ORF-Auftakt sommerlicher Land- und Stadtdokus. Je vier Premieren und Dacapos – danach „Alltagsgeschichte“ Marke Spira – ab 2. Juli, sonntags, 22.15 Uhr, ORF 2.
Filmische Land- und Stadtvermessung ab 2. Juli im ORF-„dokFilm“:
Wöchentlich, jeweils sonntags um 22.15 Uhr, präsentiert ORF 2 Produktionen der im Vorjahr gestarteten Dokureihe „Weites Land“ sowie der beliebten ORF-Bezirks- und -Städteporträts – insgesamt acht an der Zahl. Zum Auftakt besucht die von Filmemacherin Jennifer Rezny gestaltete Neuproduktion „Weites Land – Steiermark“ (2. Juli) Österreichs zweitgrößtes Bundesland, befasst sich mit seinen Eigen- und Besonderheiten, Gemeinsamkeiten sowie Unterschieden zum übrigen Österreich und blickt tief in die steirische Seele. In weiterer Folge bringt ORF 2 die ersten beiden Ausgaben der Reihe über Vorarlberg (9. Juli) und Niederösterreich (16. Juli) zum Wiedersehen. Schließlich feiert die für heuer zweite neue Ausgabe „Weites Land – Kärnten“ am 23. Juli ihre TV-Premiere. An weiteren vier Sonntagen stehen die Erstausstrahlungen der neuen Städteporträts „Mein Gmunden“ (30. Juli) und „Mein Kitzbühel“ (6. August) sowie die Dacapos „Mein Mariahilf“ (13. August) und „Mein Liesing“ (20. August) auf dem Programm.
Anschließend an alle „dokFilm“-Sonntagstermine im Juli und August sendet ORF 2 jeweils um 23.05 Uhr insgesamt neun ausgewählte Filme der Kultreihe „Alltagsgeschichte“ von Elizabeth T. Spira: „Bundesstraße B54“ (2. Juli), „Im Waschsalon“ (9. Juli), „Grenzbummel“ (16. Juli), „Die Donauinsulaner“ (23. Juli), „Niederhofstraße – Untermeidling“ (30. Juli), „Im Versatzamt“ (6. August), „Am Würstelstand“ (13. August), „Schauplatz Kaisermühlen“ (20. August) sowie „Die Desperados vom 10. Hieb – Wien-Favoriten“ (27. August). ORF III zeigt ab 3. Juli insgesamt 24 „Alltagsgeschichten“ (vier bereits in ORF 2 ausgestrahlte sowie weitere 20). Apropos: Auf Flimmit sind alle 60 Ausgaben der Dokumentarreihe abrufbar.
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Besonders lustvoll seien sie, die Steirer. Graz verzaubere mit nahezu mediterranem Flair. Und Altausseer seien eigentlich gar keine richtigen Steirer – sondern geradezu eine eigene Spezies. Klischees sind dazu da, um sie zu widerlegen, und doch offenbaren sie so oft einen wahren Kern. Auf ihrer filmischen (Land-)Vermessung der österreichischen Seele spürt Regisseurin Jennifer Rezny in einer neuen Ausgabe der Reihe „Weites Land“ dem nach, was das „grüne Herz“ Österreichs höherschlagen lässt, und wo sich in diesem Untiefen auftun. Dabei trifft sie in der Bevölkerung wieder höchst interessante Zeitgenossinnen und -genossen.
Kleider machen Leute – das weiß das Ehepaar Peter und Irena aus Graz. Nicht, dass sie nicht schon zuvor welche gewesen wären, ist sie doch ehemalige Ballerina, er Chirurg. Beide sind stets chic gewandet, umweht von einem Hauch von Glamour. Zu behaupten, ihr musikalischer Chihuahua-Rüde Louis sei reines Accessoire, wäre ebenso unfair wie jeder Vergleich mit dem deutschen Reality-Soap-Paar „Die Geissens“. Die gebürtige Russin Irena ist zutiefst dankbar für ihr Leben in Graz an der Seite ihres Mannes. Die große Unzufriedenheit vieler Österreicherinnen und Österreicher kann Peter nicht nachvollziehen: „Es fehlt manchen die Demut“.
Dort, wo ein berühmter Bond-Bösewicht – Klaus Maria Brandauer nämlich – aufgewachsen ist, hatte Paul schon seine Begegnung mit 007: in Altaussee. Er ist Wirt eines zum Gasthaus umfunktionierten Jagdhauses direkt am See, wo eine Szene für den Film „Spectre“ mit Daniel Craig gedreht wurde. Die Altausseer seien stolze Menschen, was aber nichts Negatives sei: „Wir schauen darauf, dass wir es uns hier schön machen und dass das, was Gott uns geschenkt hat, schön bleibt.“
Ohne Worte können sich Dietlinde und ihrer Familie miteinander verständigen: Sie jodeln. Vater Hermann, Mutter Ingeborg und Bruder Vinzenz sind allesamt Berufsmusiker. Alle Vier empfinden Jodeln als Urausdruck der österreichischen Seele – selbstredend ganz besonders der steirischen. Die Familie ist in Johnsbach im Gesäuse ansässig und ortet innerhalb der Region große Mentalitätsunterschiede: „Für die Altausseer sind wir die da unten, die Untersteirer. Die schauen schon ein bisschen auf uns herab.“
Der bekannteste Steirer in dieser Ausgabe von „Weites Land“ ist Thomas Spitzer, Mastermind der EAV, begnadeter Grafiker, ausgestattet mit einer Zunge schärfer und schneller als ein Florett. Mit Partnerin Nora lebt er in Feldbach, südöstlich von Graz. Die steirische Metropole bezeichnet er als seine kulturelle Heimat. In Österreich, zumal in der Steiermark, ortet er eine Neidgesellschaft: „Uns geht es zu gut“. Mit sich selbst geht er nicht zimperlich ins Gericht: Ein sturer Steirer sei er, „verfressen, versoffen und uneinsichtig“. Um mildernd nachzusetzen: „aber trotzdem liebenswert“. Auf die Frage, wie denn die Steiermark rieche, antwortet er erdig: „Nach Misthaufen.“
In der südlichsten Steiermark, nahe der Grenze zu Slowenien, lebt der 82-jährige pensionierte Biologie- und Chemielehrer sowie Pilzexperte Heinz-Detlef. Seiner Meinung nach sind die Steirer „gute Denker, innovativ, gemütlich und manchmal auch bissl blöd, aber sie lassen sich nix gefallen.“
Weiters trifft Filmemacherin Jennifer Rezny Eventmanagerin Lisa. In ihrer Freizeit verwandelt diese sich nicht in eine Queen, sondern in einen King – in den Drag-King Liam wohlgemerkt. Schon in ihrer Kindheit schlüpfte sie gerne in Männerrollen. Lisa findet, dass in der Steiermark noch immer Geschlechterstereotype vorherrschen, nach dem Motto: Männer sind Machos und Frauen können nicht Auto fahren. Etwas, dem sie sich mit ihrem fluiden Umgang mit Geschlechteridentitäten entgegenstellt.