Neue Recherchen zum verschwundenen Tengelmann-Boss: Überwachungskameras sollen Karl-Erivan Haub in Moskau aufgenommen haben.
Im April 2018 verschwand Ex-Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub bei einer Skitour in den Schweizer Alpen und soll dort tödlich verunglückt sein. Sein Leichnam wurde jedoch nie gefunden, am 14. Mai 2021 hat das Amtsgericht Köln den ehemaligen Firmenlenker für tot erklärt. In aufwendigen Investigativrecherchen hatten die RTL-Reporter:innen Liv von Boetticher und Sergej Maier bereits vor zwei Jahren Hinweise auf ein Doppelleben des Milliardärs gesammelt, die Anlass zu erheblichen Zweifeln an der Unfalltheorie gaben. Ermittelt haben die deutschen Behörden damals allerdings nicht (Siehe auch „Tengelmann – Das mysteriöse Verschwinden des Milliardärs“, Erstausstrahlung 10. Juni 2021, abrufbar auf RTL+).
Im Zuge der Arbeiten an ihrem Buch („Die Akte Tengelmann“, VÖ. 23.5.23 im FinanzBuch Verlag) gelang es Liv von Boetticher nun, an spektakuläre neue Indizien für das mögliche Fortleben des Milliardärs zu gelangen, die sie heute bei RTL EXTRA (22:35 Uhr) und stern PLUS (ab Donnerstag auch in der Heft-Ausgabe) veröffentlicht.
Gemeinsam mit einem Rechtsanwalt konnte Liv von Boetticher Ende 2022 Fotos des biometrischen Überwachungssystems aus Moskau einsehen, welche durch eine israelisch-amerikanische Ermittlungsagentur gewonnen wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit zeigen diese den verschwundenen Milliardär im Februar 2021 in der russischen Hauptstadt – fast drei Jahre nach seinem angeblichen Ableben. Diese Fotos sollen Christian Haub, Karl-Erivan Haubs Bruder und Nachfolger an der Tengelmann-Spitze, auch vorgelegt worden sein. Warum wurde der Milliardär dennoch für tot erklärt? Hat Christian Haub diese Informationen etwa den deutschen Behörden vorenthalten? Anfang 2023 stieß Liv von Boetticher auf einen weiteren wichtigen Hinweis: Die „erfolgsabhängige Vergütung“, die an das Auffinden von Karl-Erivan Haub in Russland geknüpft gewesen sei, soll an den Sicherheitschef von Tengelmann ausgezahlt worden sein. In der Bilanzsumme seines Unternehmens hat es in den Jahren 2020 auf 2021 eine erhebliche Steigerung im sechsstelligen Bereich gegeben, wie im Bundesanzeiger nachzulesen ist.
Sprechen diese neuen Hinweise dafür, dass Christian Haub den deutschen Behörden Informationen vorenthalten hat? Hat er etwa so die Grundlage für die Todeserklärung von Karl-Erivan Haub geschaffen? Die offizielle Todeserklärung von Karl-Erivan Haub führte schließlich zum Verkauf der Milliardenanteile Karl-Erivan Haubs an Christian Haub.
Konfrontiert mit den neuen Recherchen, reagiert Christian Haub lediglich mit einem Verweis auf sein Statement vom 27. Mai 2021. Darin erklärt er unter anderem, dass es „bis heute keine stichhaltigen Beweise und letztlich auch kein stichhaltiges Motiv gibt, die die Richtigkeit der alternativen Theorien stützen würden“.
Darüber hinaus legten die Recherchen der RTL-Reporter:innen das enorme Netzwerk dubioser russischer Geschäftspartner des verschwundenen Milliardärs offen. Warum haben die Behörden fünf Jahre lang nicht ermittelt? Noch vor Ausstrahlung der Sendung übergibt RTL-Reporterin und Buchautorin Liv von Boetticher sämtliche Rechercheergebnisse an die Staatsanwaltschaft.
RTL EXTRA zeigt die aufwendigen neuen Recherchen im Fall Tengelmann heute um 22:35 Uhr, u.a. spricht Moderatorin Mareile Höppner im Interview mit Liv von Boetticher über die neuen Indizien. Die Sendung ist nach der TV-Ausstrahlung auch auf RTL+ verfügbar.
Des Weiteren veröffentlichen stern PLUS (ab Dienstag: stern.de/tengelmann) und die Print-Ausgabe des STERN (ab Donnerstag) erstmals und exklusiv Auszüge aus den umfangreichen Recherche-Dossiers, die die Verbindungen Karl-Erivan Haubs nach Russland offenlegen.